Was muss man bei Facebook Unternehmensseiten, auch Fanpage genannt, beachten? Welche Fehler kann man sich getrost sparen? Und: Wie kann man sich das Leben mit einer Facebook Unternehmensseite erheblich vereinfachen? Alle diese Antworten gibt es im heutigen Blogbeitrag.
Wann immer irgendwo das Wort „Facebook" auftaucht, muss ich sofort zuhören, reinlesen und nachfragen. In den letzten Monaten bekam ich verstärkt den Eindruck, dass das Erstellen einer Fanpage für viele inzwischen schon gar nicht mehr der Rede wert ist. (Trotzdem arbeite ich gerade an einer Checkliste für alle, die eine Unternehmensseite neu aufsetzen möchten.)
Die häufigsten Fragen kommen nach der neu erstellten Seite. Meist, wenn es nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat. Die Fans wollen keine Kommentare schreiben. Oder wenn die ersten tausend Fans nicht in den ersten 10 Wochen erreicht werden. Das halte ich heute übrigens ohne Werbe-Budget für kaum möglich.
Ich habe 15 Punkte herausgearbeitet, die mir immer und immer wieder begegnen und die möchte ich heute mit Dir teilen. Vielleicht wird nicht jeder auf Deine Seite passen. Aber wenn nur drei passen, freue ich mich schon. Denn in der heutigen Social Media Welt geht es nicht mehr darum, dass alle die gleichen Startbedingungen haben. Es geht um die Nuancen die uns zwischen gut und außergewöhnlich herausstechen lassen.
Also, lass uns starten.
1. Überbewertung der Page, Unterschätzung der Posts
Ich weiß nicht, woran es liegt, aber immer wieder sehe ich, dass der Start einer Seite erst um Wochen, dann um Monate verschoben wird, weil es kein perfektes Bild für die Facebook-Seite gibt. Entweder muss das Logo noch umgestaltet werden, weil es noch nicht quadratisch ist oder es muss erst ein Titelbild mit allen Mitarbeitern geschossen werden und, und und. Dabei geht es immer weniger um die Facebook-Seite selbst.
Die Fans sehen viel intensiver die Posts, also die Neuigkeiten der Seiten. Dann kann für den Start auch mal mit einem nicht so perfekten Titelbild gearbeitet werden, finde ich, weil es ohnehin nur ein kleiner Prozentsatz der Fans wirklich jemals aktiv wahrnehmen wird.
2. Moderation von Kommentaren ist nicht die Kür, sondern Pflicht
Wie oft sehe ich mittelgroße Seiten, die sich nicht um die Kommentare der Fans scheren. Es tut mir im Herzen weh, wie wenig Wertschätzung manche Administratoren den Kommentaren schenken. Da wird gefragt, ob der Laden am kommenden Mittwoch um 19.00h geöffnet sein wird und es kommt nichts. Da türmen sich Anfragen von Bestellungen öffentlich sichtbar und nichts passiert.
So etwas soll nicht sein. Wer einen Kommentar auf seine Facebook Seite bekommt, hat die Pflicht sich darum zu kümmern. Und wenn es nur ein freundliches Danke mit einem Smiley ist.
Es gibt nur eine einzige Ausnahme: Troll-Postings. Darüber sollte ich mal einen eigenen Beitrag schreiben, denn es ist ein eigenes Kapitel. Trolle sind Menschen, die gerne schimpfen und sich dann meist wüst über ein Unternehmen, eine Person, einen Vorfall oder das Wetter beschweren. Auf Troll-Kommentare sollte man in der Tat nicht antworten. Kurzum: Jeder Kommentar, der vom Seiten-Administrator nicht beantwortet wird, fühlt sich also Troll eingestuft. Zahlende Kunden sollten niemals dieses gefühlt bekommen.
3. Langweilige, automatische Posts von Xing, Twitter, pinterest und co.
Ich weiß nicht, warum das immer noch manche Menschen tun, aber es passiert täglich: Menschen lassen automatisiert Ihre Posts auf XING, Twitter und Co auch auf Facebook posten. Da steht dann „Sandra empfiehlt folgenden Link“ und dann kommt danach ein Link, der mich nur wieder auf XING verweist, wo ich mich erst wieder einloggen muss, um etwas zu sehen. Das ist traurig. Und es verschwendet meine Zeit als Nutzer_in. Solche Posts kann man sich getrost sparen.
4. Posts vorplanen für mehr Fokus
Natürlich ist eine Facebook-Präsenz kein tagesfüllender Job. Also, es sollte nicht so sein, wenn man nur eine Seite betreibt, sollte das nebenher laufen können. Dafür kann man bei Facebook Posts vorplanen. Wie es geht, kannst du hier nachlesen.
5. Kein Impressum
Viele Unternehmensseiten, die gerade neu an den Start gehen, vergessen es schlicht, dass auch im Facebook-Universum die Unternehmensseite verpflichtend ein Impressum braucht.
Dabei gibt es sei März 2014 einen eigenen Bereich, der Impressum heißt. Übrigens im Reiter „Info“ zu finden und sehr schnell anzupassen. Dort kann entweder ein direkter Link zum Impressum auf der eigenen Homepage eingefügt werden, oder direkt das Impressum eingefügt werden. Ein Verweis zum Datenschutz muss dort übrigens nicht zusätzlich rein. Es gilt der Datenschutz von Facebook, so der erwähnenswert ist.
Ach ja: Abmahnungen von Anwälten sind empfindlich teuer.
6. Langweiliger Infotext auf der Unternehmensseite
Wer eine Unternehmensseite besucht, sich also die Mühe macht, extra hinzuklicken, der sieht dann unter dem Titelbild und dem Profibild links ein Infotext. Häufig frage ich mich, warum da überhaupt Text drin steht. Denn oft verrät er nicht, was das Unternehmen hinter der Seite eigentlich tut, verkauft, löst.
Ich würde mir viel mehr Info-Texte wünschen, die mir erklären, warum ich Fan der Seite werden soll.
7. Unpassendes Titelbild
Ich habe ja oben schon mal die Titelbilder erwähnt. Ist das Titelbild nicht perfekt, ist es kein Weltuntergang. Aber wenn das Titelbild so gar nichts mit dem Unternehmensinhalt zu tun hat, frage ich mich ehrlich, was es mir als Besucher_in denn erzählen soll.
Ein Bild mit vielen Kätzchen? Super, wenn es eine Tierarztpraxis handelt, sinnlos, wenn es die Seite eines Mentalcoaches ist. Ich denke, Du weißt, was ich meine. Es geht mir um den Zusammenhang von Unternehmen und verwendeten Bildern.
8. Die Bilder und Zitate der Anderen und warum man sie nicht herunterladen darf, aber teilen.
Man man zu Sprüchen, Zitaten, Aphorismen und anderen Inspirationsquellen stehen, wie man mag, aber:
- Es ist verboten, einfach das Bild eines anderen herunterzuladen und es wieder hochzuladen.
- Es ist verboten, einfach ein Foto aus der Google Bildersuche herunterzuladen und es dann auf Facebook zu verwenden.
- Es ist verboten, einfach einen Spruch aus einem Buch zu kopieren oder zu fotografieren.
Es ist gestattet, das Bild oder den Spruch mit dem Teilen-Button auf seine eigene Seite zu heben. Damit wird das Bild nämlich nicht kopiert, sondern wie ein Zitat verlinkt. Der Urheber wird genannt. Den feinen Unterschied verstehen viele leider immer noch nicht und riskieren Abmahnungen.
9. Kein individueller Stil der Inhalte
Sind die Neuigkeiten der Unternehmensseite nicht irgendwie einzigartig, wird es langweilig. Die Fans erinnern sich schlicht nicht mehr, von wem der Post war. Er geht unter in der Masse an Neuigkeiten.
Manche machen das mit einer immer ähnlichen Bildsprache. Das deutlichste Beispiel ist dafür wohl der blaue Hintergrund bei der Telefongesellschaft O2, die weltweit immer die gleiche Art von blauem Hintergrund hat. Schon daran erkennt man sofort, um welche Marke es sich handelt.
Ich sage nicht, du musst sein wie O2, aber ich sage, Deine Posts müssen einen eigenen Stil haben. Eine Handschrift von Dir tragen, ein Logo, einen Stempel, irgendwas. Bei mir ist das mein reges Spiel mit Fragen und immer meiner Verabschiedungsformel. Alle meine Bilder für Blogs haben einen bestimmten Stil.
Was ist es bei Dir?
10. Zu wenige Links
Egal, welchen Studien man lauscht, so sind Links zu Webseiten mit weiterführendem Inhalt immer in den Top 3 der Aufmerksamkeits-Bringer. Das liegt daran, weil sich hinter Links spannende Inhalte befinden. Hoffentlich sogar Mehrwerte 🙂
Daher empfehle ich sehr, dass auch Du auf Deiner Unternehmensseite einige Male pro Woche auf externe Links verweisen solltest. Weise Deine Fans auf eine tolle Geschichte in einer Online-Zeitung hin, verweise auf Blogbeiträge, die passen oder eben auch auf Deinen eigenen Blog.
11. Keine eigenen Videos
Die Videorevolution ist in vollem Gange. Seit der Einführung der Autoplay-Videos erreichen die Videos immer größere organische Reichweiten, während andere Dinge in den Neuigkeiten gar nicht mehr gezeigt werden. Videos sind einfach attraktiver.
Manche Seiten übertreiben es natürlich und posten jetzt nur noch Videos. Das ist aber sicher nicht der Weg, der Dich Deinen Fans näher bringt. Es geht um eine gesunde Balance. Das heißt: Jede Seite sollte alle paar Wochen mal ein kleines Video posten. Dabei geht es nicht darum, dass die mordsmäßig toll produziert werden müssen. Eine Handykamera genügt hier meist schon. Zack einschalten, kurz erzählen, was es Spannendes gab oder welche Frage Du der Community stellen möchtest und direkt bei Facebook hochladen.
Ich brauche meist so 5-7 Versuche, bis es klappt. Dann wird natürlich nur die Aufnahme hochgeladen, die gut lief. Ist ja klar.
12. Fremder Content ohne Kontext
Auch eine Sache, die ständig meinen Weg kreuzt, sind tolle Fotos, Videos oder Geschichten aus anderen Seiten, die geteilt werden. Beim Teilen wird aber auf das Wichtigste vergessen: Mir als Nutzer_in zu sagen, warum es relevant ist.
Warum ist das Video des tanzenden Babys so passend für die Zahnarztpraxis? Warum soll ich mir unbedingt dieses Foto des Pferdes unbedingt ein zweites Mal ansehen, wenn ich Fan der Tierarztpraxis bin? Warum sollte ich unbedingt auf den Link zu einem Blogbeitrag klicken, bei der Social Media Agentur?
Wenn Du diesen Kontext schaffst, werden Dich Deine Fans dafür lieben. Denn sie fühlen sich verstanden und gleichzeitig gut unterhalten.
13. Keine Handlungsaufforderung
Auch dieser Punkt ist in der Tat so wichtig, dass ich hier schon einen Textentwurf dafür liegen habe. Ich fass’ mich kurz: Wenn Du in einem Post nicht hineinschreibst, was Deine Fans tun sollen, werden sie es nicht tun. Wenn Du also nicht um Kommentare bittest, wirst Du vermutlich lange Zeit keine bekommen. Wenn Du vergisst, zu sagen, dass sich die Menschen jetzt gerne für das Gratis-Coaching bewerben sollen, dann wird es nicht passieren.
Übrigens: So eine Handlungsaufforderung muss nicht bei jedem Post dabei stehen und es sollte auf keinen Fall bedürftig bettelnd wie „Bitte lasst doch ein Like da“ ankommen.
14. Passive Fans, weil sie gekauft sind
Natürlich durfte ich mich in meiner Berufslaufbahn schon mal mit gekauften Fans befassen. Es gibt bis heute Kunden, die meinen, dass sie dringend 10.000 Fans brauchen. Wäre dieses Ziel erfüllt, wäre alles gut.
Dafür gibt es tolle Dienstleister, die auf unterschiedlichsten Wegen an diese Fanzahlen kommen. Manche schalten Werbung. Andere betreiben Klicktausch-Netze. Wieder andere Klickfarmen, bei denen Jugendliche im Sekundenrhythmus Likes von Fake-Profilen vergeben.
Alle, die Fans gelaufen haben, werden mit schlechten Interaktionsraten belohnt. Sprich: Die gekauften Fans werden niemals irgendwo einen Kommentar hinterlassen, ein Gefällt mir bei einem Beitrag machen oder auch nur einmal darüber nachdenken, ein Produkt zu kaufen.
15. Hashtags richtig falsch setzen
Das ist mein aktueller Lieblingspunkt. Viele haben die Hashtags nämlich für sich entdeckt. Sie posten sie unentwegt. Teilweise gibt es gar keinen Text mehr, sondern nur noch sexy Hashtags, also Worte mit dem #Zeichen davor.
In Twitter und Instagram werden sie benutzt, um sich etwa über ein Thema zu informieren. Oder um neue Leute zu finden. In Facebook würde das rein technisch auch funktionieren. Versuch es einfach mal auf so ein Hashtag zu klicken. Danach werden Dir alle Links gezeigt, die auch dieses Wort mit dem # davor im Text hatten.
In Wahrheit haben Hashtags aber keine große Wirkung. Hin und wieder streue ich sie ein. Wenn es etwa ein Hauptwort ist, ein Ortsname, oder eine sehr bekannte Abkürzung wie #GNTM um nicht immer die Sendung ausschreiben zu müssen, wenn ich was dazu sagen will.
Hier ist mein Tipp: Einfach mal gucken, wie es die Freunde in der Umgebung so handhaben und dann ähnlich agieren. Das funktioniert immer.
Jetzt muss ich Dir noch ein Kompliment machen: Du hast Dich erfolgreich durch einen sehr langen Beitrag mit vielen Tipps gelesen. Das schaffen nicht einmal 30 % im Schnitt.
Vielen Dank für Dein Durchhaltevermögen!
Wenn Du Lust hast, schreib mir doch einen Kommentar, welcher Tipp Dir am Meisten geholfen hat oder wenn Du etwas ganz anders siehst, als ich es geschrieben habe.
Herzlichst,
Sandra