Wie oft habe ich gehört, dass das ganze Social Media Gesums nichts bringt. Das man Likes nicht essen kann und mit Followern auch die Miete nicht bezahlen. Nach fünf Jahren harter Arbeit kann ich sagen: Es bezahlt meine Miete, mein Essen und das Leben dazwischen. Wie mir die Gratis-Kultur im Internet dabei geholfen hat, wie ich umdenken musste und wie ich Dankbarkeit heute zur Währung gemacht habe, liest du in meinem Blogbeitrag.
Der heutige Blogbeitrag gibt einen sehr persönlichen Einblick in mein Business und seine Entwicklung. Es ist also vielleicht kein Beitrag für alle, die gerne mein Anleitungen und Kniffe hier lesen. Es ist mein Beitrag zur Blogparade von Mara Stix zum Thema Dankbarkeit.
Dankbarkeit ist nämlich mein Geschäftsmodell. Ich wusste es nur jahrelang nicht.
Ich denke, viele Blogger, Journalisten, Tech-Evangelisten und Experten da draußen haben ein ähnliches Geschäftsmodell und wissen es noch nicht.
Lass uns in meinem Arbeitsumfeld anfangen.
Online.
Viele sehen die Gratis-Kultur im Web und verzweifeln: Ja, wofür soll ich denn dann noch Geld verlangen? höre ich da.
Wie Profis übrigens abgrenzen, wo gratis endet und bezahlt beginnt, kannst Du in einem genialen Artikel bei Marit Alke hier lesen.
Ich wollte also am Anfang meiner Selbstständigkeit nicht im Verschenken ertrinken und dachte mir, ach da schreib ich einen Blog mit aktuellen Social Media Themen. Dann sehen meine Kunden, dass ich mich mit dem Thema auseinandersetze und fein ist es.
Irrtum.
Dann dachte ich, es wäre die Lösung möglichst hilfreiche Anleitungen und Lösungswege auf meinem Blog zu zeigen. Auch das half nicht, denn ich hatte kaum Leser.
Dann traf ich auf meine Mentorin Algunda De Reuter, trat der W.I.N Community bei und ich musste das erste Mal komplett umdenken.
Umdenken: Du bist zu früh
Algunda erklärte mir, dass viele mein Thema noch gar nicht verstanden hätten (das war 2010) und damit nichts anzufangen wüssten. Ich sei an dem Punkt, mir einen Expertenstatus aufbauen zu können, wenn ich den Menschen erklären könnte, “was das ganze Social Media Gesums soll”. Dann würden die Menschen auch in meine Workshops kommen und auch jemanden suchen, der Ihre Social Media Seiten mit Inhalten pflegt.
Kurz: Ich sei zu früh.
Sie behielt Recht. Ich tourte mit einigen Vorträgen durch die Lande und mein Business nahm Fahrt auf. Ich gewann Kunden wie die Agentur Buhmann und Madison New York. Bis heute bin ich diesen Unternehmen freundschaftlich verbunden, denn hier begann alles.
2012 verstarb Algunda plötzlich. Zurück blieb ein großes Loch in mir. Ich bin dankbar für jeden Tag, an dem ich von und mit ihr lernen durfte. Sie ist eine große Inspiration und oft denke ich an sie und frage mich: Was würde Algunda sagen? Was würde sie tun?
Dankbar für’s Abgezogen werden.
Bei einigen Projekten wurde ich übel über den Tisch gezogen. Musste bis vor Gericht, um mir dann vom gegnerischen Anwalt in einem Gerichtssaal vorwerfen zu lassen, dass ich mit meiner Kundin doch gar kein geschäftliche Verhältnis gehabt hätte, sondern das nur persönliche Gefallen gewesen wären. Selbst diesen Menschen bin ich heute sehr dankbar. Denn sie haben mir gezeigt, dass ich auf mein Bauchgefühl achten muss.
Inzwischen hatten auch die großen Werbeagenturen Facebook-Marketing entdeckt. Werbung war ein großes Thema geworden. Aber Werbung in einem Umfeld zu machen, das ich als „Miteinander“ erlebte, erschien mir falsch und es erscheint mir immer noch nicht richtig um dort Waschmaschinen und Lebensversicherungen zu verkaufen.
Durch die Bücher und Videos von Gary Vaynerchuck kam ich auf die Idee, dass ich eine feinere Spezialisierung brauchte. Und ich wollte ein Buch schreiben. Dank Gary wusste ich, das geht, wenn ich es will und dran bleibe.
Geben um zu bekommen.
Und ich habe das erste Mal begriffen, dass ich etwas geben muss, an dem Menschen mein Wissen und meine Fähigkeiten einschätzen können. Das war für mich mein Buch. Es hat fast drei Jahre gedauert, bis ich an dem Punkt war, es verkaufen zu können. In der Zwischenzeit habe ich gebloggt und geholfen wie ein Blöde, möchte ich fast sagen.
Daraus ist auch die “Facebook Fragen & Antworten”-Gruppe entstanden. Anfangs monatelang bei wenigen, schüchternen Nutzern, haben wir heute über 400 handverlesene und geprüfte Gruppenmitglieder, die sich fast täglich über Fragen rund um Facebook austauschen. Inzwischen ist mein Arbeitsaufwand für und in der Gruppe auf wenige Minuten pro Tag geschrumpft, wo es anfangs noch Stunden waren. Die Gruppe ist eine werbefreie Zone, weil mir das wichtig ist.
Ich habe vermutlich Hunderte Mails und Facebook-Nachrichten beantwortet. Kleine und große Probleme gelöst. Facebook-Profile gerettet und Menschen komplett aus sozialen Netzwerken gelöscht. Ja, in der Tat. Oft günstigst oder gratis. Die Menschen waren mir dankbar, konnten aber nicht immer etwas zurückgeben. Das musste noch warten, weil ich noch nicht soweit war.
Definiere, welcher Wert gratis ist.
Was ich nicht wusste: Ich hatte keinen Wert definiert für dieses gratis. Ich habe später erst gelernt, dass ich auch für gratis immer einen Wert definieren muss. Wenn ich etwas verschenke, dann ist es ein Geschenk im Wert von XY €. Aber es hat einen Wert.
Einige Menschen nahmen also meine Gratis-Hilfe und gingen einfach wieder. Viele Andere kauften mein erstes Buch. All diese tollen Menschen hätte ich auf eine Liste schreiben müssen, damit ich sie hier heute nennen kann. Leider habe ich es nicht getan. Sollte ich mal nachholen 🙂
Empfehlungen sind Dankbarkeit
Viele waren bei meinen Workshops und arbeiteten mit mir in unzähligen großen wie kleinen Projekten und empfahlen mich weiter. Dabei muss ich einfach Petra Polk nennen, denn sie ist wirklich ein Paradebeispiel für eine digitale und persönliche Empfehlungsgeberin.
Ebenso gilt meine Dankbarkeit in Sachen Empfehlung gut an die zweihundert Menschen, die ich jetzt hier nicht nennen kann, weil ich Angst habe, einen oder eine zu vergessen. Viele davon habe ich in Netzwerken wie GUIDE, W.I.N und UHD kennen und schätzen gelernt.
Ein Jahr später unterstützten mich genau diese Menschen auch beim Crowdfunding der zweiten Auflage des Buches. Diese Liste der Helden gibt es. Du findest sie hier. Sie sind die Größten für mich, denn ohne sie, hätte ich das Buch nicht neu aufgelegt.
Dann fing ich an mein E-Mail Marketing bei all meinen Projekten auszubauen und so sind inzwischen sind schon über 1.300 Adressen für meine Projekte zusammengekommen. Hier bin ich wieder überaus dankbar, dass mich Suzanne Grieger-Langer zum Buch “Launch” von Jeff Walker gebracht hat.
Dankbarkeit wurde zur Währung, die sich ausdrücken lässt in Euros.
Mit der 2. Auflage des Buches und der gesteigerten Aufmerksamkeit hat sich viel verändert. Ich mache weniger Workshops, gebe Gratis-Inhalte gezielter heraus und kümmere mich einmal pro Monat mindestens um Interviews und Gastbeiträge. Meine Pro-Bono-Projekte sind auf ein finanziell sinnvolles Maß geschrumpft – ich muss mich nicht mehr beweisen. Meine Preise sind gestiegen und ich suche mir die Kunden aus, bei denen ich ein gutes Gefühl habe.
Seit einigen Monaten bin ich auch endlich achtsamer mit meiner Zeit geworden. Dazu haben mich eine ganze Reihe toller Menschen angeregt. Allem voran aber meine Familie und meine engsten Freunde. Ich kann Euch gar nicht genug danken, dass Ihr mich in der Zeit ertragen habt, in der ich das noch nicht so gut konnte!
Heute bin ich hier und sehr dankbar für alles, was sich in den letzten 5 Jahren verändert hat. Dass alle mein Einsatz in Dankbarkeit umgeschlagen ist und heute quasi als “Aufträge zurückregnet”, wie ich das gerne sage. Selbst meinen Feinden bin ich dankbar, weil es sonst alles unrealistisch schön wäre. Oder?
Apropos:
Durch einen Vorfall in meinem nahen Umfeld habe ich aber wieder einmal erleben müssen, wie unfassbar dankbar ich eigentlich sein muss dafür, dass ich gesund bin. Denn ohne dem, ist alles nichts.
Eure
Sandra