Es stört mich schon lange und jetzt muss ich es einfach einmal schreiben, damit es hoffentlich besser wird:
Da ist man Fan einer Facebookseite und bekommt alle paar Tage einfach einen Link hingeschmissen. Ohne Kommentar, ohne irgendwas. Kein Wunder, wenn ich mir den Link dann auch nicht ansehe. Warum auch. Dem Autor oder der Autorin war es ja nichtmal eine Zeile Wert. Also was soll es mir Wert sein?
Wert wird durch Wertschätzung erzeugt.
Eine Sache, die offenbar viele Seiten-Redakteure noch nicht erfasst haben, ist die Tatsache, dass uns Nachrichten berühren müssen. Sonst fallen sie durch unsere Filter und wir sehen sie nach einiger Zeit nicht mehr, weil Facebook das auch mitbekommt und die Nachrichten dann ausblendet. Ist der Text aber charmant geschrieben, aufrüttelnd oder macht neugierig, dann klicken lieber auf das Video, in dem ein Hund Auto fährt auf upworthy.com, Heftig.co und wie die Seiten alle heißen. Ist doch verrückt. Woran könnte das liegen? Ich sage einfach mal: Wenn mir der Redakteur die Wertschätzung entgegen bringt, sich extra Gedanken zu machen, welcher Aspekt mich aus dem Video interessieren könnte, dann wird es mich eher interessieren.
Ausschnitte erzeugen Spannung.
Oft sehe ich auch, dass einfach ein Link zu einer Homepage gepostet wird. Hier passiert etwas, was ich gerne Ausschnittsproblem nenne. Ich weiß gar nicht, wo ich auf der Homepage hingucken soll. Warum soll ich überhaupt auf die Homepage gucken? Auf welchen Ausschnitt der Webseite will mich der Redakteur hinweisen? Dass jetzt neue Termine auf der Homepage eingetragen wurden, genügt mir da nicht. Wenn aber im kurzen Text schon stünde, dass es neue Termine für Vorträge in Augsburg, Rosenheim, Regensburg und Memmingen gibt, ist das etwas anderes. Oder, dass es wieder spezielle Kurse für Anfängerinnen gibt. Das macht ein mehr an Aufwand und Arbeit für den Redakteur. Das ist klar. Aber es kann auch dreimal über das Thema berichtet werden.
Bild ohne Charme ist bäh.
Dann gibt es noch Facebook-Unternehmensseiten, die sich wirklich bemühen, immer wieder auch mal Bilder zu posten Motivationssprüche und Grafiken. Aber auch hier wird auf den charmanten Text komplett vergessen. Schon klar, dass man den Thomas von Aquin-Spruch, der schon gefühlte 4.000-mal auf Facebook stand, nicht mit genau dem gleichen Text wie am Foto unterlegen möchte. Aber was soll mir der Spruch mitgeben? Einen guten Start in die Woche? Einen Gedanken zum Thema ethisches Handeln? Soll er eine Frage in mir aufwerfen? Leider erlebe ich oft, dass es den Redakteuren genügt, den Leitspruch von „mindestens einmal am Tag sollte was draufstehen“ blind zu erfüllen. Ich räume zwar ein, dass das zu Erfolg führen kann, ich habe ihn bloß noch nicht gesehen. Beispiele sind in den Kommentaren herzlich willkommen.
Postkarten ohne Absender.
Ein weiteres Phänomen, das mir immer öfter begegnet, sind Seiten, die einfach Inhalte von anderen Seiten teilen. Das ist prinzipiell clever. Aber auch hier wünschen sich Fans einen charmanten Text und einen Absender. Jede Nachricht auf Facebook ist wie eine Postkarte, sage ich da bei Vorträgen gerne. Wenn ich nur das Bild sehe, kann ich raten, wer gerade auf Gran Canaria Urlaub gemacht hat. Ist aber ein netter Text dabei und sogar ein Absender mit Name, dann freue ich mich. Und nein, das kleine quadratische Bild mit 40 x 40 Pixel am Bildschirm, genügt leider nicht immer. Das geht nämlich beim Teilen verloren.
Ich freue mich, wenn es in Zukunft wieder charmantere, sympathischere, menschlichere Beiträge auf Facebook gibt. Ich weiß genau, Ihr könnt das. 🙂
Eure
Sandra
P.S.: Dieser Beitrag war ein kleiner Vorgriff auf ein Neben-Projekt von mir zum Thema „Richtig teilen auf Facebook“.
Foto: Sebastiaan ter Burg (https://www.flickr.com/photos/ter-burg/9011116378/sizes/l/) via http://www.imcreator.com/free/