Nach Jahren ohne journalistische Funktion habe ich sie nicht vermisst: Die Pressemeldungen, die nur sagen “Schau her, wie toll ich bin!“. Warum diese Meldungen niemals veröffentlicht werden, die Zeit für diese Pressemeldungen einfach vorbei ist und wie man es besser machen könnte.
Keine 24 Stunden nach dem ich meinen ersten Artikel für basicthinking.de geschrieben hatte, kam die erste Pressemeldung per Mail. Ob diese wunderbare App nicht total toll passen würde für eine Veröffentlichung. Nein. Wird sie nicht. Weil die Meldung ideenlos geschrieben ist. Weil sie keine spannenden Fakten beinhaltet. Weil sie null Geschichte hat. Und auch, weil ich keine Journalistin mehr bin. Nach wie vor.
Würdest Du es auf Deinen Blog stellen?
Noch vor wenigen Monaten saß ich auf der anderen Seite ähnlicher Meldungen und versuchte Unternehmen in die Medien zu bekommen. Oft eine Pflichtübung, um mal zumindest im Spamfilter eines Schreibers zu landen. Es ist nicht einfach, gute Pressemeldungen zu schreiben. Es ist fast nochmal so schwer, sie freigegeben zu bekommen, denn Presseabteilungen haben spezielle Bedürfnisse. Da müssen Fachbegriffe kommuniziert oder auch die Genialität eines wirklich komplexen Prozesses erklärt werden, den man nicht auf anhieb versteht.
Daher stelle ich mir bei jeder Pressemeldung die Frage, ob ich solche Inhalte auf meinem Blog veröffentlichen würde. Also falls ich eine annähernd passende Kategorie, Rubrik oder Ähnliches hätte.
Ich wünsche mir, dass sich diese Frage auch viele PR-Menschen mal ehrlich stellen: Wenn ich einen Firmenblog mit meiner eigenen Marke habe, was würde ich dort über diese Meldung schreiben? Die freigegebene Meldung einfach schnell rein kopieren? Liest das jemand?
Genau daher empfinde ich Online-Presseportale als zusehends funktionsfrei. Es wird etwas eingestellt, was nie wieder angesehen wird. Ein digitaler Friedhof, damit die Meldung nicht ganz umsonst war. Im besten Fall verirrt sich jemand bei ausgedehnten Recherchen zum Thema dorthin. Yay.
Produkte sind keine Neuigkeiten.
Also, warum würde ich die Meldungen nicht bei mir am Blog veröffentlichen? Weil in meine Kunden nicht lieb habe? Nein, weil diese Pressemeldungen leider oft gänzlich ohne Geschichte oder Neuigkeit auskommen müssen. Bei mir am Blog werden Geschichten gelesen, nicht Datenblätter. Ein neues Produkt ist für mich keine Neuigkeit. Was es tut, das ist die Neuigkeit. Wer etwas entwickelt, das soundsoviele Unfälle verhindert, Kosten senkt, den Alltag verändert. Oder auch, wenn einer Person etwas widerfährt und ein Produkt darin verwickelt ist. Zum Beispiel, eine App, mit deren Hilfe, jemand etwas erlebt hat oder gerettet werden konnte. Eine Studie, die etwas zum Produkt belegt. Es gibt noch tausend Möglichkeiten hier. Aber die werden in Pressemeldungen nicht ausgeschöpft. Zum Einen, weil es aufwendig ist und zum Anderen, weil immer noch geglaubt wird, dass es nackte Fakten spannend wären. Aber die Datenblätter sind das Beiwerk und die Geschichten sind der Aufhänger. Nicht umgekehrt.
Punktlandungen erzeugen.
Daher versuche ich so wenig Pressemeldungen wie nötig zu schreiben und mehr Gastbeiträge für passende Magazine, Zeitungen und Blogs. Dabei wird aber nicht eine Meldung an x Redaktionen geschickt. Ich muss für jede Redaktion eine eigene Geschichte formulieren. Das kostet Zeit und damit Geld. Diese einzigartigen Beiträge werden von den Pressekollegen viel lieber genommen als die Pressemeldungen, die an 10.000 versandt wurden. Es sind Punktlandungen. Wenn der Artikel nicht ins Magazin passt, wird er nicht gebracht. Passt er aber, ist er drin und wird gelesen. Gut, es steht nicht mein Name darunter, wenn ich für Klienten schreibe. Aber das ist in diesem Fall nicht so wichtig. Die passende Veröffentlichung für den passenden Kanal. Das ist mir wichtig.
Wer mir also eine langweilige Pressemeldung schicken möchte, nur zu. Ich werde sie fachgerecht in den Spamfilter entsorgen. Wer mir eine Geschichte erzählen kann und diese passt annähernd irgendwie hier her, dann können wir uns darüber unterhalten.
Herzlichst,
Sandra
Foto: By Simon Hattinga Verschure via unsplash.com